Viele Eltern fragen sich, ob sich die Feinmotorik ihres Kindes „normal“ entwickelt, wie sie fördern können und wann professionelle Unterstützung sinnvoll ist. Um Antworten aus der Praxis zu bekommen, haben wir mit einer erfahrenen Ergotherapeutin gesprochen.
Frage 1: Woran merken Eltern, dass ihr Kind Unterstützung bei der Feinmotorik braucht?
Antwort:
Ein Hinweis ist, wenn ein Kind Tätigkeiten meidet, die eigentlich Spaß machen könnten – etwa Malen, Basteln oder Bauen. Manche Kinder wirken schnell frustriert, wenn es um kleine, präzise Bewegungen geht. Auch wenn ein Vorschulkind noch große Mühe mit alltäglichen Dingen wie Knöpfen oder Besteck hat, lohnt sich ein genauer Blick.
Ein Beispiel: Ein 5-jähriger Junge wollte im Kindergarten nie an Bastelaktionen teilnehmen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass er Probleme beim Schneiden mit der Schere hatte. Nach gezieltem Training mit einfachen Übungen gewann er wieder Freude daran.
Frage 2: Ist es „schlimm“, wenn ein Kind feinmotorisch etwas langsamer ist als andere?
Antwort:
Überhaupt nicht. Kinder haben sehr unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten. Wichtig ist nicht der Vergleich mit anderen, sondern ob sich das Kind Schritt für Schritt weiterentwickelt. Sorgen mache ich mir erst, wenn über längere Zeit gar kein Fortschritt erkennbar ist oder wenn das Kind dadurch im Alltag deutlich eingeschränkt ist.
Frage 3: Welche Rolle spielen Ernährung, Schlaf oder Medien im Alltag?
Antwort:
Eine große Rolle! Kinder brauchen Energie, Erholung und vielfältige Erfahrungen, damit ihr Gehirn Bewegungen speichern und verfeinern kann.
- Ernährung liefert die Bausteine für Konzentration und Muskelsteuerung.
- Schlaf ist entscheidend, weil das Gehirn nachts Bewegungsmuster festigt.
- Bildschirmzeit kann sinnvoll sein, wenn sie dosiert ist – ersetzt aber nie das reale Spielen.
👉 Mehr dazu findest du hier: Was beeinflusst die Feinmotorik? Ernährung, Schlaf, Bildschirmzeit und mehr.
Frage 4: Was können Eltern im Alltag tun, um die Feinmotorik zu fördern?
Antwort:
Das Beste ist, es spielerisch einzubauen. Kinder lernen beim Fädeln von Perlen, beim Kneten, beim Auf- und Zuschrauben von Deckeln oder auch beim Tischdecken. Ich empfehle, die Kinder aktiv einzubeziehen, statt ihnen alles abzunehmen.
Ein anonymes Beispiel: Ein 4-jähriges Mädchen durfte zuhause regelmäßig Obst schneiden – anfangs mit einem kleinen Kindermesser. Anfangs war das mühsam, nach einigen Wochen war sie unglaublich stolz, die Obstteller für die Familie vorbereiten zu können.
Frage 5: Wann sollten Eltern professionelle Hilfe suchen?
Antwort:
Wenn die Schwierigkeiten so stark sind, dass sie das Selbstbewusstsein des Kindes beeinträchtigen oder es im Kindergarten und später in der Schule immer wieder frustriert. Dann kann eine ergotherapeutische Abklärung sinnvoll sein. Oft reichen schon wenige Sitzungen, um Eltern gezielte Tipps zu geben und das Kind spielerisch zu unterstützen.
Tipp
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Fazit
Feinmotorik ist ein wichtiger Teil der kindlichen Entwicklung – aber jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Eltern können viel beitragen, indem sie aufmerksam bleiben, Alltagsgelegenheiten nutzen und ihrem Kind Freude am Ausprobieren vermitteln. Und wenn doch mal mehr Unterstützung gebraucht wird, hilft die Ergotherapie mit fachlichem Blick und spielerischen Übungen weiter.