Viele Eltern erleben es: Ihr Kind hat ADHS – doch im Alltag entstehen so viele Herausforderungen, dass zusätzlicher Unterstützungsbedarf besteht. Trotzdem fragen sich viele:
„Kann mein Kind mit ADHS einen Pflegegrad bekommen?“
„Was bewertet der MDK überhaupt?“
„Habe ich überhaupt eine Chance – ADHS ist doch ‚unsichtbar‘?“
Dieser Artikel erklärt leicht verständlich, was möglich ist, welche Voraussetzungen gelten und wie du den Antrag richtig vorbereitest.
💡 Pflegegrad bei ADHS – geht das überhaupt?
Kurz: Ja, es ist möglich.
Aber: ADHS allein führt in der Regel nicht automatisch zu einem Pflegegrad.
Ein Pflegegrad wird vergeben, wenn ein Kind im Alltag dauerhaft mehr Unterstützung braucht als gleichaltrige Kinder.
Die gesetzliche Grundlage dafür findet sich in § 14 SGB XI.
Dort wird definiert, wann ein Mensch als pflegebedürftig gilt – nämlich dann, wenn die Selbstständigkeit oder Fähigkeiten in mehreren Lebensbereichen dauerhaft eingeschränkt sind.
Diese Definition gilt auch für Kinder mit ADHS — z. B. bei:
- Selbstständigkeit
- Körperpflege
- alltäglicher Orientierung
- Verhaltensregulation
- gefährdendem Verhalten
- Organisation & Struktur
- Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
👉 ADHS kann all diese Bereiche beeinflussen — jedoch in sehr unterschiedlichem Ausmaß.
🔎 Warum ADHS von außen oft unterschätzt wird
Viele Kinder mit ADHS fallen weniger durch körperliche Einschränkungen auf, sondern durch:
- impulsives Verhalten
- starke Reizüberflutung
- fehlende Gefahreneinschätzung
- ständige Unruhe
- extreme Ablenkbarkeit
- soziale Schwierigkeiten
- Probleme mit Alltagsorganisation
Diese Belastungen sieht man äußerlich nicht sofort – sie prägen aber den gesamten Tagesablauf der Familie.
👉 Eine wunderbare Erklärung findest du hier:
➡️ Überraschend ehrlich: So sieht ADHS in echt aus (Monster-Guide)
🧩 Wie der MDK entscheidet: Die 6 Pflegegrade-Bereiche
Der Medizinische Dienst (MD) bewertet Kinder in sechs Modulen. Die Einstufung erfolgt auf Grundlage von § 15 SGB XI.
Dort sind die sechs Begutachtungsmodule festgelegt, nach denen der Medizinische Dienst beurteilt, wie stark ein Kind im Alltag eingeschränkt ist. Besonders relevant bei ADHS sind:
1️⃣ Kognitive & kommunikative Fähigkeiten
z. B. Orientierung, Aufmerksamkeit, Verstehen von Anweisungen.
2️⃣ Verhaltensweisen & psychische Problemlagen
z. B. Impulsivität, Selbstgefährdung, Weglaufen, starke Gefühlsausbrüche.
3️⃣ Selbstversorgung
z. B. Anziehen, Körperpflege, Essen (wenn z. B. Impulsivität stört).
4️⃣ Umgang mit Anforderungen des Alltags
z. B. strukturierter Tagesablauf, eigenständige Aufgabenbewältigung.
5️⃣ Soziale Kontakte
z. B. Konfliktverhalten, Teilhabe, Frustrationstoleranz.
6️⃣ Mobilität (meist weniger betroffen bei ADHS)
👨👩👧 Welche ADHS-Herausforderungen führen häufig zu einem Pflegegrad?
✔ starke Impulsivität → ständige Beaufsichtigung nötig
✔ gefährdendes Verhalten (Weglaufen, Risiken übersehen)
✔ massiver Stress bei Alltagsaufgaben
✔ extreme Reizüberflutung & Meltdowns
✔ kaum Selbstständigkeit bei Körperpflege möglich
✔ dauerhaft hoher Unterstützungsbedarf bei Struktur & Organisation
✔ emotionale Krisen mehrmals täglich
✔ massive Schlafprobleme → erhöhte elterliche Belastung
👉 Viele Eltern unterschätzen:
Alltagsstrukturierung ist ein zentraler Pflegefaktor.
📄 Pflegegrad-Antrag richtig vorbereiten: Schritt für Schritt
✔ 1. Alltag dokumentieren
Notiere 7–10 Tage lang:
- Wo braucht dein Kind Hilfe?
- Wie viel zusätzliche Zeit entsteht?
- Welche Situationen sind gefährlich?
- Wo tritt Überforderung auf?
✔ 2. Berichte sammeln
z. B.:
- Kinderarzt
- Psycholog*in
- Ergotherapie
- Schule / Kita
- Entwicklungsberichte
👉 Bei ADHS sind Therapieberichte besonders wertvoll, weil sie Einschränkungen greifbar machen.
✔ 3. Beim MDK klar formulieren
Wichtig ist nicht, was dein Kind theoretisch kann, sondern:
👉 Was schafft es im Alltag zuverlässig?
👉 Wie viel zusätzliche Unterstützung brauchen Eltern täglich?
✔ 4. Nicht beschönigen
Viele Eltern sind so belastet, dass sie trotzdem sagen:
„Naja… es geht schon.“
Bitte nicht!
Die Begutachtung bewertet den tatsächlichen Aufwand, nicht deinen guten Willen.
🎯 Pflegegrad – typische Ergebnisse bei ADHS
Auch die Höhe der Leistungsansprüche richtet sich nach den Vorgaben des § 15 SGB XI, der die Zuordnung der Punkte zu den Pflegegraden definiert
Pflegegrad 1
✔ leichte Einschränkungen, die regelmäßig Unterstützung erfordern
Pflegegrad 2
✔ moderater Alltagshilfebedarf (bei ADHS nicht selten)
Pflegegrad 3–5
✔ nur in Kombination mit weiteren Diagnosen
(z. B. Autismus, körperliche Erkrankungen, geistige Entwicklungsverzögerung)
✋ Was du unbedingt tun solltest, wenn der Antrag abgelehnt wird
❌ Ablehnungen sind bei ADHS sehr häufig.
ABER: Viele Widersprüche führen doch zum Pflegegrad.
Wichtig:
- innerhalb von 4 Wochen Widerspruch einlegen
- Alltagshilfen detailliert beschreiben
- zusätzliche Berichte nachreichen
- auf Wiederholungsbegutachtung bestehen
Viele Eltern bekommen erst im zweiten Durchlauf einen Pflegegrad.
Viele Kinder mit ADHS profitieren von Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern — besonders im Bereich Struktur, Ruhe & Konzentration.
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❤️ Fazit: ADHS & Pflegegrad – du bist nicht allein
Ein Pflegegrad ist kein „Stempel“, sondern eine echte Entlastung für Familien:
- finanzielle Unterstützung
- Entlastungsbetrag
- mögliche Hilfen im Alltag
- zusätzliche Therapieangebote
- Anerkennung eurer täglichen Belastung
ADHS kann den Alltag massiv erschweren – und viele Eltern kämpfen jahrelang ohne Unterstützung.
Ein Pflegegrad kann genau das ändern.
📌 Hinweis zur Rechtslage:
Alle Angaben basieren auf den gesetzlichen Regelungen zur Pflegebedürftigkeit und Begutachtung nach §§ 14 und 15 SGB XI. Regionale Unterschiede in der Umsetzung durch die Pflegekassen sind möglich.
🔁 Weiterführende Artikel („Weiterlesen“)
➡️ Was ist ADHS? Eine verständliche Einführung für Eltern & Pädagogen
➡️ Überraschend ehrlich: So sieht ADHS in echt aus (Monster-Guide)
➡️ Wenn ADHS die Feinmotorik hemmt – Ursachen verstehen
➡️ ADHS & Konzentration fördern: So hilft kreative Handarbeit
